Vom Erhalten zum Ermöglichen – vom nachhaltigen zum regenerativen Denken

In unserer neuen Folge von Next Stop: Future diskutieren wir einen Wandel, der uns zunehmend in unserer Arbeit und in vielen Gesprächen begegnet: den Übergang von Nachhaltigkeit zu regenerativem Denken. Der Unterschied wirkt auf den ersten Blick subtil, entfaltet in der Praxis jedoch eine erhebliche transformative Kraft.

Nachhaltigkeit hat sich in vielen Bereichen als additive, funktionale Ergänzung etabliert – als etwas, das man „auch noch“ macht. Der regenerative Ansatz hingegen eröffnet eine andere, systemische Perspektive. Es geht nicht mehr nur darum, Bestehendes zu bewahren oder Schäden zu begrenzen, sondern um die zentrale Frage: Welchen aktiven Beitrag kann eine Organisation oder ein Akteur zur Erneuerung und Verbesserung des Gesamtsystems leisten?

Regeneratives Handeln beginnt mit einer veränderten Haltung

Der Ausgangspunkt verschiebt sich dabei grundlegend: Regeneratives Handeln beginnt mit einer veränderten Haltung. Der Blick richtet sich nicht allein auf das eigene Tun, sondern auf das Beziehungsgefüge, in dem man steht – mit dem Ort, den Menschen und der Umwelt. Es erfordert eine bewusste Positionierung als Mitgestalter*in eines gemeinsamen Raums, sei es ein Lebensraum, ein touristischer Ort oder ein Unternehmen innerhalb eines gesellschaftlichen Gefüges.

Diese Haltung setzt einen Paradigmenwechsel voraus: Weg vom linearen Denken hin zu zirkulären Prozessen. Weg vom isolierten Optimieren einzelner Aspekte hin zu einem Denken in Zusammenhängen und Wirkungen. Regeneration ist dabei kein Zielzustand, sondern ein fortlaufender Prozess, der Kontext, Kooperation und Wandel zulässt – und manchmal auch einfordert.

Transformation basiert auf Mitverantwortung

Organisationen, die diesen Weg bereits beschreiten, zeigen: Transformation wird dort möglich, wo sich Strukturen hinterfragen, wo Zusammenarbeit zur Grundlage wird und wo das Selbstverständnis nicht auf Vermarktung, sondern auf Mitverantwortung basiert. Besonders im Tourismus wird das Potenzial regenerativen Denkens sichtbar – etwa wenn Destinationen sich als gestaltende Akteure von Lebensräumen verstehen und nicht nur als Anbieter von Erlebnissen.

Auf betrieblicher Ebene sind es häufig jene Akteur:innen mit langjähriger Erfahrung in nachhaltigem Wirtschaften, die heute – bewusst oder intuitiv – regenerativ handeln. Zugleich wird deutlich: Regeneration ist kein Modell zum Nachbauen, kein Maßnahmenkatalog. Sie ist eine Einladung, die eigene Rolle im größeren Zusammenhang neu zu denken – als Teil eines lebendigen Systems.

In einer Welt zunehmender Komplexität, begrenzter Ressourcen und sozialer Spannungen wird diese Denkweise nicht nur relevanter, sondern notwendig. Der regenerative Ansatz knüpft an Bestehendes an, überschreitet es jedoch, indem er nicht nur fragt, was vermieden, sondern was ermöglicht werden kann.

Unsere Einschätzung: „Regenerativ“ ist kein Buzzword

Regenerativ ist Ausdruck eines veränderten Anspruchs. Regenerativ ist eine Chance, eine Leerstelle im Nachhaltigkeitsdiskurs zu füllen – eine, die die Zukunftsfähigkeit von Organisationen, Lebensräumen und Gesellschaften neu verortet.

Und “Regeneratives Denken” beginnt nicht mit einem Maßnahmenkatalog, sondern mit einer veränderten Frage. Nicht: „Wie kann ich weniger schaden?“, sondern: „Wie kann ich aktiv zur Verbesserung beitragen?“

Dieser Frage darf und sollte sich jede Destination wie Organisation stellen.

Hier gibt es die Folge zum Hören.

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