Zukunft verweigern oder gestalten?
Über Zukunftsängste, Resonanz und die Kraft zeitloser Neugier
Gestern noch im Workshop, heute wieder im Podcast: Wir, Catharina Fischer und Anja Kirig, sprechen heute über ein Thema, das viele beschäftigt: Ablehnung und Verweigerung von Zukunft. Was hat es mit Future Rejecition auf sich, und was kann man tun?
Wenn wir über Zukunft sprechen, hören wir oft zwei Reaktionen: Neugier – „Was wird wohl kommen?“ – oder Zurückhaltung – „Will ich das überhaupt wissen?“
Letztere Reaktion hat in den letzten Jahren zugenommen. Denn Zukunft wirkt auf viele bedrohlich: zu schnell, zu komplex, zu ungewiss. Wir erleben nicht nur Furcht, sondern auch eine leise Form von Rückzug. Eine Haltung von: „Das bringt doch alles nichts mehr.“
Das nennen wir Future Rejection – die stille, manchmal höfliche, oft zynische Verweigerung der Zukunft.
Doch wenn wir Zukunft verweigern, verweigern wir zugleich das Jetzt. Denn die Zukunft entsteht nur an einem Ort: genau hier. Genau jetzt.
Wo beginnt Zukunft?
Zukunft ist kein objektives Ereignis. Sie passiert nicht „da draußen“. Sie entsteht in jedem Moment, in dem wir denken, handeln, sprechen, träumen.
Futurist:innen erforschen nicht „die eine“ Zukunft, sondern Möglichkeitsräume. Doch mit wachsender Unsicherheit verlieren viele den Zugang dazu – nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil Überforderung lähmt.
Was wir dann verlieren, ist mehr als Planungskompetenz. Es ist Resonanz – die lebendige Verbindung zur Welt.
Zwei Perspektiven: Zen & Resonanz
Zukunftsverweigerung ist oft keine bewusste Entscheidung. Sie ist ein Gefühl der Entfremdung. Zwei Wege helfen, diese Verbindung wiederherzustellen:
Zen
Zen bedeutet: radikale Präsenz. Nicht die Flucht in Konzepte, sondern das Ankommen im Moment.
-
Nicht-Wissen als Möglichkeit statt Bedrohung.
-
Loslassen statt Kontrolle.
-
Handeln ohne Zwang.
-
Innerer Kompass statt äußerer Prognosen.
Zen fragt nicht: Was bringt die Zukunft?
Sondern: Wer bin ich in dem Moment, in dem Zukunft entsteht?
Resonanz (Hartmut Rosa)
Rosa beschreibt Resonanz als Antwortbeziehung: Wir senden aus – und hoffen, dass die Welt antwortet. Bleibt die Antwort aus, entsteht Stille, Isolation, Rückzug.
Zukunftsverweigerung ist in diesem Sinn ein Resonanzbruch – ein Verlust an Beziehung zur Welt, zum Wandel, zum Unbekannten.
Timeless Curiosity ist die Haltung, die beides verbindet:
Die Offenheit des Zen mit der Beziehungsfähigkeit der Resonanz.
Narrative als Resonanzräume
Was uns oft fehlt, sind Geschichten, die verbinden – nicht nur warnen. Gerade im Klimadiskurs dominieren Bedrohungsszenarien. Doch Menschen gestalten Zukunft nicht aus Angst. Sondern aus Bedeutung.
Positive Zukunftsnarrative sind keine Flucht, sondern ein Resonanzangebot. Sie laden ein zur Mitgestaltung, nicht zur Verdrängung.
Zukünfte ermöglichen
Damit Zukunft nicht abstrakt bleibt, brauchen wir Räume: für mentale Zeitreisen, für kollektive Imagination, für das Teilen von Zukunftsbildern.
Solche Räume öffnen sich nicht durch Strategiepapiere, sondern durch Präsenz.
Fazit: Die Zukunft entsteht jetzt
Zukunftsangst ist real – doch sie darf uns nicht lähmen.
Timeless Curiosity ist kein Tool. Keine Technik. Keine Strategie.
Es ist eine Haltung:
-
Sehen ohne zu urteilen.
-
Handeln ohne zu erzwingen.
-
Pausieren ohne zu erstarren.
So bleibt die Zukunft offen – in jedem Moment.
🎧 Jetzt reinhören:
In Folge 44 von Next Stop: Future diskutieren wir, Anja und Catharina, über Zukunftsverweigerung und was es für unser Hier und Jetzt bedeutet, wenn wir die Zukunft ablehnen.
Wenn euch dieser Beitrag gefallen hat, teilt ihn gern.
